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Geschichte

 

Jahrhundertealte Wurzeln des Schießsports

Schützengilden haben eine sehr lange Tradition. Wie weit sie in Mössingen zurückreicht ist jedoch bekannt. Der älteste schriftliche Hinweis auf die Mössinger Schützen ist einem spektakulären Unfall zu verdanken: Am 7. Oktober 1563 fand ein so genanntes „Gemeyschießen“ statt, bei dem der „Ballierer“ (Zeiger) erschossen wurde. Angeblich infolge einer Unachtsamkeit, die in den Akten der Stadtarchivs jedoch nicht näher beschrieben wird. Diesem Vermerk verdanken wir auch die Nennung des ersten Schützenmeisters Hans Mayer. Erst 100 Jahre später wird wieder ein Schützenmeister namens Leypold erwähnt. Schon vor 1609 bestand ein Schießplatz am Ort.

1910: Gründung des Schützenvereins „Frei-Schütz Mössingen“

Vereine im heutigen Sinne entstanden in Deutschland erst Ende des 19. Jahrhunderts. So auch der Schützenverein Mössingen. Als im Jahr 2001 die Vorbereitungen zur vermeintlichen 75-Jahr-Feier des Schützenvereins Mössingen begannen, wurden im Archiv der Stadt Mössingen Unterlagen zutage gefördert, die eindeutig belegen, dass der Verein bereits 1910 als „Frei-Schütz Mössingen“ gegründet wurde. Der Antragsteller Karl Kübler I schrieb am 2. Juni 1910 an den damals amtierenden Schultheißen Karl Jaggy: „Unter Bezugnahme auf umstehende Mitteilung vom 5. April diesen Jahres erlaube ich mir, dem geehrten Schultheißen-Amt Mössingen mitzuteilen, dass jetzt ein Schützenverein gegründet ist.“ Beigelegt wurden die Statuten, aufgestellt am 29. Mai 1910. Als einziger sonstiger Hinweis auf Schießaktivitäten in dieses frühen Phase des Schützenvereins „Frei-Schütz Mössingen“ ist eine Festscheibe aus dem Jahr 1911 vorhanden. Auch in der Zeit nach dem I. Weltkrieg finden sich –laut Aussage eines 2002 noch lebenden Zeitzeugen- Hinweise auf Schießaktivitäten wie z.B. ein Festschießen im Jahr 1923. Dabei hatte der Schützenverein während und nach dem I. Weltkrieg wahrscheinlich als Schützenabteilung im „Arbeiter-Radfahrer-Verein“ seinen Fortbestand.

Die erste Wiedergründung 1927

Ein offizieller Neuanfang erfolgte am 10. Juli 1927 auf Initiative des Erstgründers Karl Kübler I. Als 1. Vorsitzender wurde bei der Gründungsversammlung der Bildhauer Karl Lang gewählt. Die 17 Wiedergründer fanden sich damals im Saal des Gasthofes Lamm zusammen, wo auch jeden Sonntag das Übungsschießen abgehalten wurde. Geschossen wurde mit Mauser-KK-Gewehren über Kimme und Korn auf 25 Meter stehend freihändig.

Die Schützen bauen sich ein Haus 

Sehr schnell wurde es den Schützen im Lamm-Saal viel zu eng. Noch im Wiedergründungsjahr hatte Vorstand Lang Erfreuliches zu berichten: Die Gemeinde erklärte sich damit einverstanden, den Schützen am Fuße des Farrenberges, idyllisch und abgeschieden, eine Schießbahn zu genehmigen und ihnen den dafür erforderlichen Grund unentgeltlich zu überlassen. Um das ersehnte Schützenhaus bauen zu können mussten die mittlerweile 24 Vereinsmitglieder kräftig Klinken putzen und Spenden erbitten. home004010.jpg Am 1. Februar 1928 nahm der Verein ein Darlehen von 1000 Placeholder imageReichsmark auf. Jedes einzelne Mitglied haftete als Bürge und verpflichtete sich dem Verein so lange treu zu bleiben bis das Darlehen zurückgezahlt wäre. Im April 1928 begannen die Arbeiten am Schützenhaus, die damals –wie heute- fast komplett in Eigenleistung ausgeführt wurden. Stolz präsentierten die Schützen am Pfingstmontag im Rahmen eines Preisschießens ihre Schießbahn mit vier 50-Meter- und einer 100-Meter-Bahn. Die offizielle Eröffnung des Schützenhauses war am 22. Juli 1928. Gut ein Jahr nach der Widergründung des Vereins hatten sich die Schützen damit ihr eigenes Domizil erschaffen.

Die ruhigen Jahre

Zwar war der Verein nach der ersten Wiedergründung aus dem sozialdemokratischen gefärbten Radfahr-Verein hervorgegangen, doch schon bei der ersten Mitgliederversammlung im Oktober 1927 einigten sich die Schützen darauf, innerhalb des Vereins keine aktive Politik zu betreiben. Anlässlich der Generalversammlung 1935 teilte Kübler mit, dass der Verein dem Württembergischen Sportverband für Kleinkaliberschießen e.V. in Stuttgart angeschlossen wurde.

Der Verein im Dritten Reich 

Neben den Vereinsmitgliedern nutzten auch die HJ, SA, MSC und die „Werkscharen“ der Betriebe die Schießbahnen. Da die Schießanlagen nun für jedermann freigestellt werden mussten, reichte diese schon bald nicht mehr aus. Um die Anlage in eigenem Besitz zu halten griffen die Schützen wieder selbst zum Spaten, allerdings entgeltlich unterstützt vom Reichsarbeitsdienst. Im Juli 1935 wurden Laufgraben und Anbau fertig. Auch die Schützen hatten sich in die NS-Volksgemeinschaft einzugliedern und Preisschießen für das Winterhilfswerk auszurichten. Im Juli und August 1935 nahmen die Mössinger an ihren ersten Gau- und Bezirksschießen teil. Am 5. Juli 1936 fungierten sie als Gastgeber beim Bezirksschießen, an dem 130 Schützen teilnahmen. 1938 kam zum ersten mal ein Kreismeister aus Mössingen.

Entmilitarisierung bringt das Aus 

Aus der Freude am Schießen wurde ab September 1939 für viele Schützenkameraden blutiger Ernst, der Verein verlor ein Drittel seiner Mitglieder. Auch Munition war im Krieg nur noch schwer zu erhalten. Mit der Kapitulation schlug auch das letzte Stündlein des „Frei-Schütz“. 1945 wurde er unter den französischen Alliierten aufgelöst, das Schützenhaus fiel in einen Dornröschenschlaf.

Ein Neuanfang 1957 "Schützenverein Mössingen e.V." 

Auf initiative von Fritz Lang, dem späteren 1. Schützenmeister, erwachte der Verein nach zwölfjähriger Pause zu neuem Leben. 18 Schießbegeisterte gründeten am 28. September 1957 den „Schützenverein Mössingen e.V.“. Aus finanziellen Gründen trat man sogleich dem Schwäbischen Sportschützenbund bei. In den sechziger Jahren entfaltete der Verein unter seinem Vorsitzenden Karl Nill eine rege Bautätigkeit, bei der das Schützenhaus seine heutige Gestalt bekam: Der Pistolenstand wurde angebaut. Ein zweiter Flügel beherbergt heute die Festhalle.Placeholder image

Die 2000er 

Im Jahr 2000 hat sich eine Böllergruppe zusammengefunden, die bei vereinsinternen und öffentlichen Veranstaltungen ihr Salutschießen zum Besten gibt. In Eigenleistung wurde 2003 der Kleinkaliberstand von Grund auf erneuert und mit einer modernen, elektronischen Trefferanzeige ausgestattet, so dass die Schussergebnisse direkt am Monitor betrachtet und nach dem Wettkampf oder Training ausgedrucken werden können. Dadurch entfällt auch für die Schützen der Scheibenkauf.

Sportliche Erfolge 

Schützen des Mössinger Vereins belegen bei Bezirks- und Kreismeisterschaften regelmäßig vordere Plätze und sind des Öfteren bei Landesmeisterschaften vertreten. Jahrelang war die erste Luftpistolenmannschaft in der Landesliga mit großem Erfolg vertreten. Bei den deutschen Meisterschaften waren die Mössinger zwei Mal erfolgreich. 1976 belegte Volker Heinen in Luftgewehr Schülerklasse den 3. Rang. 1999 errang Steffen Gauß den 8. Platz in der Juniorenklasse KK Liegend.

Öffentliche Veranstaltungen 

Jährlich richtet der SV Mössingen ein KK-Pokalschießen für die örtlichen Vereine und Verbände sowie allgemeines Magnumschießen für die Kurzwaffenfreunde aus. Rege besucht wird auch die Schießbude des Schützenvereins, welche beim Mössinger Bürgertreff seit Jahren zur festen Einrichtung gehört.